Arbeiten im Zoo Zürich

Auch ohne Ausbildung als Tierpfleger oder ein Studium der Biologie gibt es eine Möglichkeit im Zoo Zürich arbeiten zu können: Das Volontariat.
Und ein solches Volontariat durfte ich die letzten zwei Wochen im Zoo erleben und möchte nun davon erzählen.

Nun, wie kommt man dazu sich für ein Volontariat im Zoo zu melden?
Für die Jugendlichen, die vor dem beruflichen Start stehen ist es eine Schnupperlehre. Für die Lehrer und Lehrerinnen eine Weiterbildung als Teil ihrer Auszeit. Und für Andere einfach das Interesse an Tier, Natur und dem nicht alltäglichen Zoobetrieb.

Ich gehöre zur Gruppe der letzteren, wobei das Interesse einen bestimmten Ursprung hatte:
Im Dezember letzten Jahres durfte ich an einer Abendführung durch den Masoala Regenwald mit anschliessendem Bankett im Zoo Zürich teilnehmen. Noch mehr beeindruckt als das luxuriöse Bankett danach hat mich die Führung durch die Masoala Halle zuvor: Die Zoo-Führerin, eine Biologin, wusste sehr viel und auch Interessantes über den Regenwald, die Tiere und auch die Herausforderungen beim Bau der Halle zu berichten. Auf dem Heimweg habe ich also gleich mal die Website des Zoo Zürichs angesurft und nachgeschaut, ob es da nicht noch eine Möglichkeit gibt, mehr zu diesen Themen zu erfahren. Gefunden habe ich das Angebot für ein Volontariat und da die Zeit dazu vorhanden war, habe ich mich kurz darauf beim Zoo gemeldet.

Am letzten Tag des Januars war ich also pünktlich um 7:20 Uhr auf dem Zürichberg und war gespannt, welches Revier ich für die nächsten zwei Wochen bekomme. – Das Tapir-Revier
Danach heisst es Kleider fassen, umziehen und gleich ins Revier zum Arbeitsbeginn.

Das Tapir-Revier umfasst mehrere Tierarten:

  • Flachlandtapir
  • Grosser Ameisenbär
  • Capybara
  • Flachland-Viscacha
  • Hyazinthara
  • Grünflügelara
  • Kanincheneule

Diese Tiere sind in Südamerika im Pantanal zu Hause. Am interessantesten waren für mich zu Beginn zweifelslos die Ameisenbären: Es gibt kein Tier, welches dem Aussehen eines Ameisenbäres ähnelt. Der zahnlosen Nase beim umherschnüffeln und der enorm langen Zunge beim schlabbern des Futters zuzusehen hat eine gewisse Faszination.

Etwas Besonderes stellt auch das Ameisenbären-Huckepack von Mutter Pepita mit ihrem Kleinen Liano (geb. November 2011) dar. Der Kleine ist schon recht früh selbständig und steigt auch gerne Mal vom Rücken seiner Mutter ab um zu fressen, zu turnen oder umherzuschnüffeln.

Während die Tapire vor allem durch ihr gutmütiges Wesen und dem aufs Fressen bezogen grossen Maul auffalen (da passt noch mehr rein! Hmm…das geht jetzt irgendwie doch nicht alles ins Maul 🙂 ) , sind die Capybaras eine sehr “putzige” Truppe. Dies liegt daran, dass sie als weltgrösstes Nagetier aussehen wie ein Meerschweinchen im XXL-Format. Der Eindruck kann aber täuschen: Bei Bedarf wird ihr kräftiger Biss zu einer gefährlichen Waffe.

Ameisenbären, Tapire und Capybaras teilen sich auch Mal friedlich ihre Boxen. Auch mit den beiden Ara-Arten, wobei diese ihre Zeit am liebsten auf den Ästen verbringen und eher selten an den Boden gehen. Die Aras können sehr laut werden, was in Ihrer Heimat im Wald begründet ist, in dem Ihre Rufe durch die Pflanzen gedämpft werden. Die Rufe der Hyazintharas sind im Allgemeinen für unser Gehör etwas angenehmer, da sie tiefer bzw. weniger schrill, wenn auch etwa gleich laut wie die der Grünflügelaras sind.

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Die Viscachas und die Kanincheneulen haben einen eigenen, teilweise gemeinsamen Bereich. Über Viscachas weiss man noch nicht viel und der Zoo Zürich ist auch einer von nur drei Zoos in Europa, welcher diese Tierart hält. Die Kanincheneule ist das einzige Tier im Tapir-Revier welches Fleisch frisst und zwar in Form von toten Mäusen.

Das Tapir-Revier ist ein sehr spannender Arbeitsort, gerade auch weil man hier mit den Tieren in Kontakt kommt und diese eher nicht scheu sind. Das Tapir-Weibchen Amapa zum Beispiel, hat sich beim Fotografieren geradezu aufgedrängt. 😀  Ein weiteres Highlight für mich war, als ich bei der Fütterung der Pinguine im benachbarten Revier mithelfen durfte.

Die Arbeiten sind denen auf einem Bauernhof nicht ganz unähnlich. Am Morgen steht zuerst einmal das Ausmisten und Säubern der Tierbereiche auf dem Programm. Dazu gehört z.B. auch die Innenseite der Scheiben zu putzen oder manchmal den Boden umzugraben. Bei den Viscachas wird der Dreck zusammengewischt, bei den Capybaras und Tapiren wird das Wasser in den Pools ausgetauscht, da der Kot fast ausschliesslich im Wasser schwimmt. Frisches Heu als Boden und Luzerne als Nahrung wird eingestreut. Es werden die Äste ausgetauscht oder Bambus montiert, den wir zuvor irgendwo im Zoo abgeschnitten haben.

Gefüttert wird über den ganzen Tag verteilt und auch die Tiere zwischen den Boxen verschoben. Damit haben die Tiere Abwechslung und man hat Platz zu arbeiten, da die Tiere dann nicht im selben Bereich sind.

Am Nachmittag hat man dann etwas mehr Luft. Es wird wieder gefüttert und die Tiere werden beschäftigt (Verhaltensanreicherung). Dem Ameisenbär werden z.B. Grillen und Mehlwürmer im Totholz-Haufen versteckt, den Aras werden Nüsse in ein Seil geklemmt und bei den Tapiren und Capybaras das Futter überall in den Boxen verteilt.

Alle zwei oder drei Tage wird neues Futter (Salat, Krautstiel, Karotten, Stangensellerie, Früchte,…) angeliefert, welches am Nachmittag für die folgenden Tage gewaschen und geschnitten wird.

Schon bald kenne ich den ungefähren Ablauf der Arbeiten und wie diese zu erledigen sind. Da ich am ersten Tag einen Schlüssel bekommen habe, konnte ich mich selbständig im Revier bewegen.

Die Arbeit war für mich immer friedlich und interessant. Es gab keinen Stress und ich konnte mich gut mit den Tierpflegern unterhalten und allerlei über die Tiere erfahren. Ich bekam Möglichkeiten die Tiere einfach mal nur zu beobachten oder z.B. ein paar Fotos zu machen.

Morgens gab es immer eine Kaffee-Pause um 9 Uhr. Arbeitsbeginn für mich war halb Acht, die Tierpfleger fangen zum Teil um halb Fünf an. Zum Mittagessen besuchte ich jeweils das Relax-Personal-Restaurant, welches nicht nur preiswert ist sondern auch sehr gut kocht. Ich habe noch nie so gut gegessen in einem Mitarbeiter-Restaurant!

Manchmal ergab sich am Nachmittag nochmals eine Pause, um etwas 16 Uhr war dann meistens Feierabend.

Ich bin jeden Tag gerne wieder in den Zoo gegangen, auch wenn ich relativ früh aufstehen musste, da die Anreise etwa 1 1/2 h beanspruchte. Es sind Erfahrungen und Einblicke während dem Volontariat, die man sonst nicht erhält, die das Ganze interessant machen. Aufschlussreich ist auch die Perspektive der Besucher aus einem anderen Blickwinkel zu sehen: Viele gehen an den Tieren zügig vorbei, wenn nicht gerade ein “Elefant den Kopfstand” macht oder sonst was Spektakuläres passiert. Witzig war auch, als eine Mutter ihren Kindern erzählte “Lueg, jetzt chömets z’Frässä über!”, als ich gerade das Futter für zwei Tage vorbeigeschoben habe. 😀

Ich möchte dem Zoo Zürich für diese Erfahrungen danken und auch den Tierpflegern:
Thomas, Bettina, Steffi, Tanja, Walti, Urs,…

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4 Replies to “Arbeiten im Zoo Zürich”

  1. Huhu Benjamin

    Spannender, interessant erzählter Volontariatsbericht. Der Ameisenbär sieht spezieil lustig aus……..gut gelungene Fotos und Videos. Gibt es vielleicht auch noch über die Fütterungs-Aushilfe bei den Pinguinen etwas Interessantes zu berichten?

    1. Danke.
      Gut, hatte ich bei der Pinguin-Fütterung Handschuhe an, hatte mehrmals einen Schnabel an der Hand.

  2. Ich werde im September auch ein 2 wöchiges Volontariat im Züri Zoo machen und freue mich extrem darauf!
    Dein Bericht darüber war sehr interessant und ich denke, dass diese Zeit ein unvergessliches Erlebnis ist.

    1. Wünsche dir viel Spass dabei, Sandra! Auch wenn es wie bei mir nur zwei Wochen sind, die Erfahrung wirst du bestimmt in guter Erinnerung behalten. Würde mich freuen dann auch etwas von dir und deinem zugeteiltem Revier zu lesen. 😉

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